Boteti River Camp, Khumaga, Freitag 24.1.2020

 

Wir stehen früh auf und fahren kurz nachdem der Makgadikgadi Nationalpark um sechs Uhr geöffnet wird, durch das Parktor. Ein Führer fährt uns im Land Rover drei Stunden lang durch die Landschaft. Schon um diese frühe Zeit reichen kurze Hose und T Shirt. Bei der Rückkehr werden wir dann 38 Grad und Sonnenschein haben.

 

Um in den Park zu kommen, müssen wir durch den Fluß. Kein Problem. Der Boteti ist versiegt, wir fahren durch trockenen Sand, vorbei an der Fähre, die nur alle paar Jahre mal zum Einsatz kommt.

 

Das Gras steht hoch, die Blätter an Büschen und vereinzelten Bäumen sind grün. In der späteren Trockenzeit, unserem Sommer, wird das Gras verdorrt sein, Blätter nur noch vereinzelt zu sehen sein. Dann ziehen die Elefantenkühe mit ihren Jungen weiter, nur die Elefantenbullen bleiben. Von denen sehen wir sehr viele um uns herum. Wilderer interessieren sich wenig für sie. Denn in Botswana dürfen ertappte Wilderer an Ort und Stelle erschossen werden und Nashorn bringt einen viel höheren Gewinn. Deshalb hatte Khama auch Kontrollwege diesseits und jenseits des Zaunes und einen eigenen mobilen Wachdienst innerhalb des Schutzgebietes. Jetzt ist Zeit für Nachwuchs, wir können viele Antilopenjunge beobachten. Wir fahren runter in das trockene Flußbett des Boteti, zum Hippo Pool. Eine Vertiefung im Flußbett, die mit Wasser gefüllt ist. Und notfalls mit Wasser nachgefüllt wird, oben am Ufer steht eine kleine Pumpstation. Wir treffen auf so 20 Nilpferde, ein kleines Krokodil, am Ufer Elefanten, Impalas. Die Nilpferde bewegen sich behäbig im Wasser, schnauben, reißen das Maul auf zum Gähnen, kommen ein paar Schritte an Land, nur um dann gleich wieder im Wasser zu verschwinden. Gefressen wird die Nacht über an Land,nach Sonnenuntergang. Ich probiere rote Beeren, aus denen in den Dörfern traditionelles Bier zubereitet wird. Sie schmecken säuerlich, nicht sehr aufregend, ich hätte gern mal das Endprodukt probiert. Auch die sour plum von einem anderen Busch kann man essen, sauer, Haut und Kern ausspucken, ansonsten viel Vitamin C.

 

Wir bleiben die einzigen Gäste und haben hervorragend geschlafen. Ein sehr großes Moskitonetz hält uns Motten, Mücken und was sonst noch so rumfliegt effektiv vom Hals, eine wahre Wohltat! An Themperaturen um 40 Grad hat sich der Körper inzwischen angepaßt.

Skorpion (tot) im swimmingpool. Zum baden hatte ich dann keine Lust mehr...

Boteti River Camp, Khumaga, Sonnabend 25.1.2020

 

Nach etwas Regen in der Nacht beginnt der Morgen schwül, trocken, bei 28 Grad.

Ein Führer geht mit uns durch das Dorf und erzählt uns, wie h   ier alles funktioniert. Der kleine von der Dorfgemeinschaft organisierte Supermarkt hat sich nicht mehr gerechnet, jetzt ist nur noch ein kleiner, überteuerter Kiosk für das Nötigste übriggeblieben.

Hühner werden im Dorf geschlachtet, Eier gibts auch hier. Ansonsten muß man in den Bus steigen und in den nächsten größeren Ort fahren, was auch wieder Geld kostet. Arbeit gibts nur gelegentlich.

Die etwas größeren Häuser sind von Leuten, die in den größeren Städten Arbeit gefunden haben und sich ein Haus in der Heimat leisten können. Die Grundschule für 350 (!!!) Kinder, Klasse 1 bis 7, sieht ordentlich aus, drumherum Lehrer Bungalows. Lehrer müssen eine zeitlang Stellen auf dem Lande annehmen. Krankenstation mit drei Krankenschwestern, Arzt im nächsten Ort. Bezahlt über die staatliche Krankenversicherung, aber wer kann, leistet sich zusätzlich eine private Krankenversicherung. Ein Polizeikommissar mit drei Polizisten. Häufigster Konflikpunkt ist Diebstahl von nicht gebranntmarkten Vieh. Drei Bars, die hauptsächlich lokales Bier und Cider ausschänken. Selten Wein und Whisky, das produziert zu schnell Betrunkene. Gleich zwei Fußballteams beteiligen sich an lokalen und regionalen Spielen.

 

Der Himmel bleibt  bedeckt, die Luft steht, 9.30 Uhr schon 32 Grad. Ruhe. Vogelgezwitscher. Man sieht, daß nichts passiert. Allein mit uns selbst. Kein Internet. Erforschung des eigenen Willens, ohne Ablenkung von aussen. Die Erfahrung hatte ich lange nicht mehr. Selbst nach Sinn suchen, Sinn geben. Beim Lesen treffe ich auf ein Zitat von Friedrich Nietzsche:

 

Denn, glaubt es mir! -

das Geheimnis

um die größte Fruchbarkeit

und um den größten Genuß vom Dasein einzuernten,

heißt: gefährlich leben!

 

Finde ich überlegenswert. Muß ja nicht gleich zu einem Kampf mit dem Löwen oder dem Nashorn führen, könnte ja auch ganz einfach als Ermutigung zur Grenzerweiterung verstanden werden!

 

Wir machen 16.00 Uhr noch einmal eine Fahrt mit dem Führer durch den Park. Plötzlich Aufregung am Steuer, die Beobachtungen überschlagen sich, schnell anhalten: Weit vor uns am Rande der Fahrspur im Sande, ein Geparden Weibchen mit drei Jungen bei einem gerade gerissenen Impala. Die Jungen laufen schnell zur Seite in den Busch. Die Mutter hält noch etwas bei der Beute aus, zieht sich dann aber auch in den Busch zurück. Wir warten, die warten. Dann erkennen wir, die sind zu scheu, solange wir in der Nähe sind, werden sie nicht zurückkehren, also beenden wir unsere Beobachtungen und fahren weiter. Eine Stunde später sind nur noch Knochen und Kopf übrig. Geparden fressen sehr schnell, denn Löwen oder Hyänen könnten ihnen leicht die Beute streitig machen. Weil Geparden sehr scheu sind, sieht man sie selten. Hier im Nationalpark sind sie noch nie gesehen worden, deshalb die heutige Aufregung. Bislang war nur die Anwesenheit von Löwen bekannt, die auch immer wieder Nutztiere der Dorfbewohner gerissen haben. Denn die haben schon immer ihre Kühe frei grasen lassen und sehen nicht ein, dass sie jetzt Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollen. Den Schutzzaun am Rande des Parks haben Elefanten schnell zerstört, und obwohl für Viehverluste gezahlt wird, erschießen die Dorfbewohner jeden Löwen, der ihnen in die Quere kommt. 

 

 

Maun Lodge, Maun, Sonntag 26.1.2020

 

Nach Maun fahren wir gerade mal zwei Stunden. Über gut ausgebaute Strassen. Die Stadt erscheint unorganisiert, ein Zentrum ist nicht erkennbar. Quirliges Leben an diesem Vormittag, viele Geschäfte auch am Sonntag Vormittag geöffnet. Hier finde ich endlich ein Fernglas, das hatte ich zu Hause vergessen. 10 x 25 für 35 Euro, ich bin zufrieden. Den Malaria Schnelltest finden wir in keiner Apotheke und geben das Thema auf. Wir treffen auch kaum auf Mücken und seit einiger Zeit sind hier keine Malariafälle mehr vorgekommen.

 

Die Maun Lodge macht einen angenehmen Eindruck, hat funktionierendes W-lan und Chalets, vor die wir fahren können und keine langen Wege für das Gepäck haben. Die Sonne scheint bei 38 Grad, in der Ferne grummelt ein Gewitter, hier kommt ein kleiner Schauer runter. Abends probiere ich noch einmal pulled goat, Ruth nimmt Ochsenschwanz. Alles wunderbar. 

 

Sango Safari Camp, östliches Okawango Delta, Montag 27.1.2020

 

Endlich angekommen!!! Die Fahrt hat uns statt geschätzter 2,5 h am Ende 4,5 h gekostet. Bei strahlender Sonne und 40 Grad. Erst noch 60 Kilometer asphaltierte Strasse, dann festgefahrene Sandpiste.

Immer mal mit Querrinnen, holperig, loser Sand, Wasser. Vor der dritten oder vierten Querrinne sind wir ratlos. Rechts umfahren, links umfahren, durch das Wasser direkt durch? Rechts und links ist sehr viel Matsch, in der Mitte läßt sich die Wassertiefe und Untergrund nicht beurteilen. Statt auszusteigen und zu prüfen: links durch den Matsch. Mittendrin: Ende.

Zwar nicht aufgesetzt, aber die Räder drehen durch, da hilft auch die hohe Übersetzung im Vierrad Betrieb nicht. Wir steigen beide aus in den Matsch, Äste suchen und unter die Räder schieben, klappt nicht so richtig. (Die Tatsache , dass dort auch in Sichtweite Elefanten rumliefen, hat uns jetzt nicht so wirklich beunruhigt!)

 

Da kommen zwei Holländer in einem besser ausgestatteten Highlux vorbei. Wir verbinden beide Fahrzeuge an den Anhängerkupplungen und kommen, wir im Rückwärtsgang, die im Vorwärtsgang, leicht aus der Stelle raus. Und wir dann mit Schwung an der rechten Seite auch einigermaßen vorbei. Bis dahin haben die Holländer noch in Sichtweite gewartet. Danke! Die nächsten vollgelaufenen Querrinnen prüfen wir vor der Umfahrt oder Durchfahrt genau und fahren auch mit mehr Schwung. So kommen wir durch.

 

Das Camp besteht aus sechs Zelten auf Holzplattformen mit Nasszelle, schön, angenehm, komfortabel. In der Mitte ein weiteres großes Zelt mit Esstisch, Sitzecken, Bar. Davor ein kleiner sandiger Platz mit einem Feuer aus Mopane Holz, riecht sehr angenehm. Der kleine Kwai Fluss windet sich davor durch Wiesen mit hohem Gras. Im Fluß und in den Wiesen tauchen immer mal wieder Nilpferde auf, schnaubend, grunzend. Wir werden von der Belegschaft freundlich begrüßt, vor dem Abendessen mit afrikanischen Liedern aus 15 Kehlen, Bedienung und Küchenmannschaft zusammen. Die Zelte sind zur Hälfte belegt. Ein Pärchen aus Kasane in Botswana kennt sich in der Gegend aus und beantwortet uns unsere Fragen zu Reisen nach Mozambique, Sambia und Malavi. Wir fühlen uns ermutigt.

 

 

 

 

 

Sango Safari Camp, östliches Okavango Delta, Dienstag 28.1.2020

 

Beim Game Drive ab 6.30 Uhr, mit einsetzender Morgendämmerung, treffen wir unter einem Busch auf einige Löwinnen, vollgefressen, räkeln sich genüßlich, Tatzen in die Luft, drehen sich auf den Rücken. Spannend zu beobachten, so süß, so todbringend. Etwas weiter machen sich drei Hyänen über ein paar Knochen her, vermutlich der Rest der Löwenbeute. In der Nähe des Flusses drückt sich gerade ein Krokodil aus dem Gras hoch und läuft zum Fluß. Aus nächster Nähe: ganz schön groß. Im hohen Gras läuft ein einzelner Schakal, er frißt, was die anderen übergelassen haben. 

 

Beim Game Drive am Nachmittag treffen wir auf Wildhunde und halten an. Ein Kopf liegt entspannt direkt an der Fahrspur, beobachtet uns, was für große Ohren!

Später können wir ein Dutzend Hyänen mit ihrem Nachwuchs beobachten. Die Kleinen noch recht unbeholfen, Gedrängele um die Mutter herum, um  von der Muttermilch was abzubekommen. Ganz junger Nachwuchs ist noch dunkelbraun. 

Hier verspieltes Familienleben, an anderer Stelle setzen Hyänen ihr ungemein kräftiges Gebiß ein um ihre Beute zu erlegen oder auch mal in einer Gruppe den Löwen die Beute abzujagen.

 

 

Sango Safari Camp, östliches Okavango Delta, Mittwoch 29.1.2020

 

Wir fühlen uns von der Fülle der Eindrücke überwältigt und verzichten auf den Morning Drive. Nein, wir verzichten nicht, weil der Guide seine Sache nicht gut machte, sondern weil wir einfach das Frühstück, die Ruhe (wenn alle anderen auf Game Drive sind), die Einsamkeit auf uns wirken lassen wollen. Hören und Sehen.

 

Hier im wasserreichen Flußdelta werden seit Ewigkeiten Einbäume als Wasserfahrzeuge eingesetzt. Bäume dürfen im Naturschutzgebiet nicht mehr gefällt werden, jetzt kommen Boote aus Fiberglas zum Einsatz. Immer zwei Gäste steigen in ein Boot, "Mokoro", hinten steht ein Guide und stakt das Boot mit einer langen Stange durch endlose Seerosenfelder auf einem flachen Seitenarm den Kwai. Von uns ist nur das Eintauchen der Stange in der ein Meter tiefe Wasser zu hören, drumherum endlose Vogelstimmen, ein paar Frösche. Das Wasser ist hier zu flach für Nilpferde und auch für Krokodile, trotzdem passen die Guides auf, ab und an verirrt sich mal ein Tier in diese flache Gegend. Ansonsten viele Fische. Die Wurzeln der Seerosen werden gern ausgegraben, klein geschnitten und zusammen mit Fisch gekocht. Auch die Blüten sind eßbar. Überall sitzen Vögel, u.a. eindrucksvolle Seeadler, groß, tolle Farben. Auch das dieses Jahr ohnehin hohe Gras sieht aus der Perspektive vom Wasser aus noch einmal höher aus. Die Wolken am Himmel verändern sich fortlaufend, aber es bleibt warm und trocken.

 

In der Nacht werden die Frösche so richtig aktiv, dann können sie Lärm machen, ohne für die Vögel zur leichten Beute zu werden. Frösche und Grillen zusammen machen die Nacht über so richtig Lärm, aber der ist über längere Strecken gleichförmig und wir schlafen darüber wieder ein.

Maun Lodge, Maun, Donnerstag 30.1.2020

 

Die letzten drei Tage hat es nicht geregnet, so sind die matschigen, feuchten Querrinnen etwas abgetrocknet und wir haben bei der Rückfahrt nach Maun weniger Probleme. Drei Stunden dauert die Rückfahrt. Wir machen hier einen Zwischenstopp, morgen fahren wir weiter in das westliche Okavango Delta.

Makgovango Luxory Inn, Gumare, westliches Okavangodelta, Freitag 31.1.2020

 

Wir sind von Maun aus in 2,5 Stunden hierher nach Gumare gefahren. Teils flott über tolle Straßen, teil sehr vorsichtig um endlose tiefe Schlaglöcher herum. Die Sonne scheint, es ist sehr heiß, einige Wolken am Himmel. Unsere Reservierung über Hotel.com ist hier nicht bekannt. Hotel.com hat unsere Bitte um Klarstellung jetzt auch sechs Stunden lang nicht beantwortet. Aber wir haben ein Zimmer und die Rezeption glaubt uns auch, dass alles bezahlt ist. Nur wir haben keinen Bock mehr auf Hotels.com. 

 

Tiefes, einfaches, friedliches Afrika. Wir entdecken keine weiteren Weißen im Ort. 15 Minuten geduldiges Anstehen am Geldautomaten um ein Maximum von 180 Euro für Gebühren von 2,50 Euro abzuheben. Und gleich wieder in einer Kooperative von Weberinnen auszugeben. Eine Genossenschaft von ursprünglich 10, jetzt schon 65 Frauen, die Gräser des Okavangodeltas verarbeiten, zu Untersetzern, Schalen, Behältern. Schöne Auswahl, nette Verkäuferin, nette Leute auf dem Weg, die uns zeigen, wo wir den Laden der Genossenschaft finden. www.crafthood-united.com. Eine NGO zieht die Fäden im Hintergrund.

 

Um 14.30 Uhr meldet eine Nachrichtenagentur aus Kamerun den ersten Coronavirus-Verdachtsfall aus Botswana. Ein Reisender aus China wurde gestern am Flughafen von Gaberone in Quarantäne genommen. Das zeigt das südafrikanische Fernsehen dann auch am Abend in den Nachrichten. In Südafrika selbst ist noch kein Verdachtsfall aufgetreten.

 

In den Nachrichten wird ausführlich berichtet, dass Großbritannien heute um Mitternacht die Europäische Gemeinschaft verläßt.

 

Am Rande der Strassen haben wir viele Verkaufsstände gesehen. Aber die Wärme, hier eher trocken, vorher eher feucht, strengt den Körper doch an. Wir verzichten auf einen Spaziergang durch den Ort, aktualisieren unseren Blog und informieren uns über die nächste Reisestation morgen.

Xaro Lodge, westliches Okawango Delta, Sonntag 2.2.2020


Der laptop fährt nicht mehr ganz hoch. Wir suchen nach einer lösung. Notfalls muss das i-phone herhalten.

 

Inzwischen haben wir den 6. Februar und halten unsere Eindrücke rückwirkend fest.

 

Die Lodge ist wunderschön gelegen, die Anlage liebevoll gepflegt und das Zelt auf einer Holzplattform sehr gut ausgestattet. Das namibisch/deutsche Managerpärchen agiert zurückhaltend-aufmerksam, ohne das drängende "wir sind alles eine Familie, ist das nicht großartig hier, wir sind ein ganz tolles Team" - Gehabe vom Sango Camp. Macht in der Stimmung einen riesigen Unterschied, ob wir still genießen können oder ständig in einem Stadium höchster Begeisterung leben müssen.

 

Abendessen auf einer Wiese unter freiem Himmel ein paar Meter vom Fluss entfernt. Um uns herum Petroleumlampen, die aber mit Paraffin, also geruchlos, betrieben werden. Der Abendstern leuchtet so intensiv, dass sich sein Schein im Wasser reflektiert. Daneben der Mond, ansonsten Stille. Auch das Wasser fließt gleichmäßig, geräuschlos. Ansonsten alle Geräusche der afrikanischen Natur. Sonst nichts. Leckeres Abendessen, früher Schlaf. Nach dem Erlöschen der Lichter im Camp kommen die Hippos zum Grasen aus dem Wasser und ziehen geräuschvoll durch das Camp.

 

Nach dem Frühstück führt uns Tom über die Insel. Um die Insel herum schwimmende, hohe, endlose Papyrusfelder. Daneben im sumpfigen Gebiet ebenso hohe Sumpfpflanzen. Der endlich mal gute Niederschlag im November und Dezember zeigt Wirkung. Webervögel haben ihre Nester an Papyrushalme geklebt und versorgen den Nachwuchs. Elefanten haben auch hier die Rinde einiger Bäume teilweise mit den Stoßzähnen gelöst und gekaut. Wenn ihnen das rundherum gelingt, stirbt der Baum. Im Augenblick sind keine Elefanten auf der Insel, sie kommen erst in der Trockenzeit rüber, wenn der Fluss nicht mehr 12 Meter tief ist. Die Bewohner dieser Gegend fangen in der Nacht Termiten mit Lichtfallen. Die Termiten werden geröstet, dann zerstoßen und dann das Mehl gegessen. Soll sehr gut schmecken. Keine Vorstellung, die uns lockt. Insgesamt beobachten wir wenige Tiere, dazu ist die Trockenzeit eher geeignet, also der hiesige Winter, gleichzeitig unser Sommer. Im Juni/Juli herrschen hier 2 - 6 Grad, nur in den Mittagsstunden werden kurzfristig so um die 20 Grad erreicht.   

Immer wieder schön!

Nachmittags machen wir eine Tour flussabwärts. Bald kommt die Sonne raus und ohne Hut würden wir auf dem Boot schnell verbrennen. Die Fahrt wird eintönig: rechts schwimmendes Papyrus, links Schilf im Sumpf. In der Trockenzeit würden dutzende von Krokodilen auf Sandbänken am Fluss liegen, jetzt sehen wir allenfalls mal den Rücken eines Krokodils. Oder das Schnauben eines abtauchenden Hippos. Wir trösten uns mit der Beobachtung vieler verschiedener Vogelarten und des weiten Himmels mit vereinzelten kleinen Wolken. Aber zumindest erschließt sich im ziellosen Dahingleiten die gigantische Weite dieses Flussdeltas. Und die große Flussinsel "Chiefs Island" mit ihren Luxuscamps, nur mit dem Kleinflugzeug zu erreichen, ist immer noch 100 Kilometer entfernt!

 

Wir schauen uns zusammen mit dem Camp Manager unseren Laptop an, zeigen ihm, wo er hängenbleibt, nehmen die Batterie raus, alles umsonst. Der Camp Manager bietet an, bei unserer nächsten Station in Namibia anzurufen und einen IT Spezialisten aufzutun.

Tambuti River Lodge, Rundu, Namibia, Montag 3.2.2020

 

Wir verlassen die Saro River Lodge mit einem Stück Wehmut. 30 Minuten flussaufwärts zum Anleger am Campingplatz, Gepäck ins Auto und Fahrt zur nahegelegenen Grenze. Sehr entspannte, freundliche Ausreiseformalitäten auf botswanischer Seite. Niemandsland. Muffiges, dämliches, unkooperatives Personal auf namibischer Seite. 310 N$ Strassenbenutzungsgebühr und Weiterfahrt auf einer guten Schotterstrasse mit 80 km/h. Wir werden öfters von langen LKWs überholt. Dann Asphaltstrasse mit einigen Schlaglöchern, aber gut befahrbar. Schließlich Bundesstraße, sehr gut ausgebaut, 120km/h.


PC Doctor Phillips arbeitet an unserem PC und ist zuversichtlich, helfen zu können. Wir sind gespannt und erwarten am morgigen Dienstag ein Ergebnis.

 

 

Tambuti River Lodge, Rundu, Dienstag 4.2.2020

PC Doctor Phillips hat sich in den nächsten 30 Minuten angesagt. Die Spannung steigt. Angeblich ist unser Laptop wieder einsatzfähig. Mit welchen Einschränkungen, wir werden sehen. Warten im Garten der Lodge, leichter Wind, so um die 35 Grad, blauer Himmel, Frühstück mit vielen lokalen Produkten: Müsli aus hiesigem Getreide, Wildhonig aus den Wäldern am Fluss, Eierpfannkuchen aus lokalem Mehl. Haben wir alles mit Genuss probiert. 

Jetzt hat es geklappt. Gottseidank!!

Aber jetzt in aller Ruhe. In der Nacht hat es etwas geregnet, der Himmel ist am morgen noch bedeckt. Die Luft ist angenehm kühl, trotzdem reichen kurze Hose und kurzärmliges Hemd. Beim ausgiebigem Frühstück dominieren lokale Angebote: Wilder Honig aus dem Kavango Gebiet, Müsli aus lokalem Getreide und auch herzhafte Pfannekuchen aus anderem lokalem Getreide. Neue Geschmacksrichtungen, eine schöne Erfahrung.

 

Rundu ist eine chaotisch angelegte Stadt. Seit wir das letzte Mal hier durchgekommen sind, wurden einige Holzbauten abgerissen und verschiedene Einkaufszentren nach internationalem Vorbild sind entstanden. Wir spüren die Nähe zu Angola, gleich auf der anderen Seite des Flusses, an den Wechselstuben befinden sich Texte in Portugiesisch, in der Apotheke wird ganz selbstverständlich mal Portugiesisch, mal Englisch gesprochen. Während der Bürgerkriegszeit  in Angola wurden die Brücke und die Fähre nach Angola schon in den 70ziger Jahren gekappt. Damals bestimmte Südafrika, was in Namibia geschah und südafrikanische Truppe verhinderten, daß die angolanische SWAPO die Antiapartheitsbewegung in Südafrika physisch unterstützen konnte. So blieb es damals bei Solidaritätsbekundungen. Reste der südafrikanischen Bunker sind noch zu sehen. 

 

11.00 Uhr kommt PC Doctor Phillips und will uns die Problemlösung zeigen. Bis wir wissen, dass alle Dateien verfügbar sind und wir auch unsere Jimdo Seite erreichen und ergänzen können, werden dreieinhalb Stunden vergehen. Um unser deutsches Microsoft Paket neu aufzusetzen fehlen die Details. Also hat Phillips das alte System auf eine Parkposition geschoben und eine englische Microsoft Version neu installiert. Wir mußten allerdings lernen, das mit einer deutschen Tastatur zu bedienen, denn beim z liegt das y und umgekehrt und #, - und @ werden jetzt anders angesteuert. Nach einer Investition von Zeit, Geduld und 100 € für Lizenzen und Arbeitszeit sind wir wieder handlungsfähig. Und sehr, sehr glücklich! 

 

Wir machen uns bewußt, was für ein Zusammenspiel und was für eine Hilfsbereitschaft zur Lösung unseres Problems geführt haben: Shaoun von der Xaro Lodge in Botswana hat am Sonntag an unserer nächsten Station in Namibia angerufen, unser Problem geschildert und den Kontakt mit deren IT Spezialisten initiiert. Alina von der Tambuti Lodge hat dafür gesorgt, dass der PC Doctor kurz nach unserer Ankunft am Montag Zeit hatte zu kommen und das Problem in Augenschein zu nehmen. Und PC Doctor Phillips schließlich fand über Nacht eine funktionierende Lösung und die Zeit, die Lösung zusammen mit uns geduldig zu testen.

Sachsenheim Guest Farm, Mittwoch 5.2.2020

 

Wir fahren knapp 400 Kilometer bis kurz vor den Etosha Nationalpark. Immer geradeaus, vorbei an vielen traditionellen rundhaus Siedlungen. Am Wegesrand werden mal Tonwaren, mal einfache Schnitzereien, mal Mopane Brennholz verkauft. Sonne, 35 Grad, blauer Himmel.

 

Das Purple Fig ist nach wie vor eine gute Empfehlung für einen kleinen Imbiß in Grootfontain. Geschmackvoll angemachter Salat, Espresso, Cappuchino. Treffpunkt der lokalen weißen und schwarzen "upper class".

 

Wir machen eine zweite Reiseunterbrechung in Tsumbeb, einer Bergbaustadt, die schon von der deutschen Schutztruppe entwickelt und mit einer Eisenbahnlinie an den Atlantikhafen in Swakopsmund angeschlossen wurde, um die Erze abzutransportieren. Eine Schweizerin hat das Arts Performance Centre hier gegründet. Gebäude und Instrumente gestiftet. So sollen Kinder von der Strasse geholt werden. Gegen eine einmalige Aufnahmegebühr von 3 € erhalten sie kostenlosen Unterricht an Musikinstrumenten oder probieren sich in der Schauspielerei aus. Macht einen fröhlichen, gleichermaßen konzentrierten Eindruck. Unterricht erfolgt in Englisch, denn ohne Englisch werden die Kinder nicht eingeschult.  

 

Dann reicht die eintönige Fahrerei aber irgendwann und wir sind froh, auf der Sachsenheim Guest Farm angekommen zu sein. Herzlicher Empfang durch Gerd und Maria, wir sind zu dieser Zeit die einzigen Gäste. Wir genießen den Oryx Braten zum Abendbrot.  Wir sitzen abends noch einige Zeit beisammen und tauschen Befindlichkeiten über das Leben in Afrika und unsere Reiseerfahrungen aus. Ohne diese Besserwisserei, ohne dieses "die Welt ist schlecht, alles geht den Bach runter" wie das so oft ausgetauscht wird. Einfach angenehm.

 

Manchmal schieben sich Wolken vor den hellen Mond, aber erst am Morgen bringt der Regen etwas Abkühlung.  

Sachsenheim Guest Farm, Donnerstag 6.2.2020

 

Wir gehen bei leichtem Regen zum Frühstück. Tolles englisches und europäisches Frühstück. Schwarzbrot und geschmackvoller Aufschnitt vom deutschstämmigen Fleischer in Tsumbeb.

 

Eine Stunde Fahrt in die Ombili Foundation. Dort leben auf gestiftetem Farmland 600 San, Buschmänner. Eine weiße Farmerin hat das Land mal gestiftet, heute kommen Spenden vor allem aus Deutschland. Den Kindern wird Kindergarten und Grundschule von der 1. bis zur 7. Klasse angeboten. Wenige Kinder finden Motivation und einen Sponsor, der das Internat in der weiterführenden Schule in der nächsten Stadt bezahlt. Etwa acht Kinder haben anschließend Anstellungen bei der Polizei oder im Fremdenverkehr erreicht. Eine San studiert mit Hilfe eines Sponsors in Deutschland. Dieses Projekt entpuppt sich als eine sehr mühselige Arbeit. Einige Erwachsene arbeiten im Gemüsegarten, stellen Kunsthandwerk her oder arbeiten auf dem Feld. Die meisten beziehen ein kleines Kindergeld für ihre Kinder, das stellt dann ihre einzige Einkommensquelle dar, für mehr fehlt oft die Motivation.

 

Die Jahrtausende alte nomadische Kultur der San taugt nicht mehr für die europäisch geprägte Gegenwart. Die neue schwarze Regierung hat den San 1994 das Jagen der Wildtiere verboten. Sehr viel Gelände gehörte ja ohnehin schon Farmern, die die San nicht auf ihrem Gebiet haben wollten. Die Nomaden verloren ihre Lebensgrundlage, blieben in Camps, lebten von Almosen. Ihr Denken und Handeln ist eher noch traditionell, in der neuen Welt sind sie verständnislos, orientierungslos, arbeitslos. Vielleicht wird sich über die Bildungsprojekte mal was ändern. Dazu braucht es aber bestimmt noch zwei bis drei Generationen.  

Okaukuejo Camp, Etosha Nationalpark, Freitag 7.2.2020

 

Der Parkeingang ist nur 30 Kilometer von Sachsenheim entfernt. Wegen des Zustandes der unbefestigten Strasse und der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h brauchen wir drei Stunden quer durch den Park in unser Okaukuejo Camp. Vorher gehen wir noch einmal in das deutsche Fort im Namutoni Camp. Das Fort ist äußerlich gut erhalten, aber die Räumlichkeiten zerfallen, die Holzstege auf dem Dach können nicht mehr betreten werden. Vom Turm aus hat man einen endlosen Blick über den Park und die Salzpfannen, großartig!

 

Nur wenig Tiere verlassen die Deckung der Büsche und Bäume. Dieses Jahr haben die Niederschläge des November und Dezember genügend Wasserlachen hinterlassen, da brauchen sich die Tiere nicht aus der Deckung heraus an die Wasserlöcher zu wagen. Wir hatten von Freunden über die Niederschläge gehört, aber irgendwo hatten wir wohl doch gehofft, mehr Tiere zu sehen. Die Regenzeiten waren ja in so vielen Jahren vorher weitgehend ausgefallen, da müßte es doch dieses Mal auch gutgehen mit den Tiersichtungen. Falsch gedacht!

 

Da kommt das vorzügliche Dinner Buffet als Trost gerade recht. Mageres, zartes Eland Fleisch, ein Genuß.

 

Ab 19.30 Uhr dann die dieses Jahr schon üblichen, unerwünschten Tiersichtungen: Motten. Um den Kopf, um den Körper herum, am Hals der Weinflasche, am und im Weinglas, einfach unangenehm.  

Okaukuejo Camp, Etosha Nationalpark, Sonnabend 8.2.2020

 

von 7 bis 9 Uhr fahren wir aus dem Camp raus. Wir treffen Giraffen, viele Zebras, Schakale, eine Hyäne. Na wenigstens ein kleiner Trost. Alle bewegen sich so ruhig. Bis auf die Jungtiere, die vergnügt hochspringen oder hintereinander herjagen.

 

Ich lese mal wieder ein paar Seiten:

"Unser Ziel lautet größtmögliche Planbarkeit bei gleichzeitiger Beseitigung sämtlicher Unannehmlichkeiten. Wenn wir Unannehmlichkeiten aber nicht mehr bewältigen, sondern abschaffen, wenn wir uns einbilden, die uneingeschränkte Macht über unsere Geschicke zu haben, indem wir unser Leben präzise planen, organisieren, strukturieren, zurechtstutzen - wo kämen sie dann her, die beglückenden Umwege, die unverhofften Zufälle, die abrupten Kehrtwendungen, die Momente in denen ein Wunder, eine Ewigkeit, eine Wahrheit aufscheinen könnte?" 

 

 

Wir fahren an den Etosha Lookout, ein Stück in eine der Salzpfannen hinein. Vor fünf Jahren sind wir an der Wegabgrenzung vorbei in die Salzpfanne hineingelaufen. Tiefe Risse im Boden, total fest und trocken. Ruth versucht das dieses Jahr zu wiederholen und kommt nach wenigen Schritten zurück. Denn der Boden sieht oberflächlich trocken aus, kein Wunder bei 40 Grad. Aber gleich unter der trügerischen Oberfläche ist der Boden feucht, extrem glatt, weich. Besser keinen Schritt weiter.

Okakuejo Camp, Etosha Nationalpark, Sonntag 9.2.2020

 

Kühler Morgen bei so 30 Grad. Wifi geht mit Apple aber nicht mit Google. Wir fahren noch mal raus, Richtung Geisterwald. Eine Parklandschaft, Bäume verstreut, darunter Rasen, keine Büsche. Und trotzdem nicht von Menschenhand gestaltet. Große Herden von Gnus und Zebras und Springböcken. Wir halten an und beobachten lange die Jungtiere, fröhlich, ausgelassen.

 

Jetzt wird es langweilig. Erst am Abend kommt Löwengebrüll aus der Dunkelheit hinter dem Wasserloch, an dem sich keine Tiere befinden. Eine einsame Löwin säuft. Das Löwengebrüll kommt näher, gespannte Aufmerksamkeit, nichts passiert. Unsere Stimmung ist reif für die Weiterfahrt.

 

Fortsetzung: Teil 3/2020