Fish River Canyon, Sonntag 12. Februar 2017

 

Wir fahren in viereinhalb Stunden von Lüderitz zum Fish River Canyon. Erst Asphalt, dann eine fürchterliche Waschbrettpiste. Mittagspause im Seeheim Hotel, allein, mitten im Nichts. Bratwurst, Pommes, griechischer Salat. Wir sind in deutsch-Südwest. Das Hotel sieht aus wie eine Burg, liegt toll am Hang, unten die alte Bahnstation, rumherum Ödnis. Ein paar Kühe kommen an den Pool und saufen. Auf der Weiterfahrt kommt uns ein Zug entgegen, ja, in Namibia gibt es nicht nur Schienen, erstmalig sehen wir einen Zug in Action. Der Lokführer gibt dreimal Signal, das erwidern wir mit der Hupe. Wir bleiben im Canyon Roadhouse, eine große Halle mit vielen alten Autos und dazwischen Rezeption, Tische, Bar, super gemacht. Daneben ebenerdige Häuser mit den Zimmern. Wir freuen uns, fühlen uns wohl, bleiben zwei Tage. Und probieren  Oryx (lecker, etwas festeres Fleisch, angenehm intensiv im Geschmack) und Springbock (lecker, nicht ganz so festes Fleisch, weniger intensiv im Geschmack), Wild, also ohne Hormone usw., äußerst mager.

Fish River Canyon, Montag 13. Februar 2017

 

Super Frühstück, freundliche Bedienung, Sonnenschein, das macht gute Laune! Wir fahren 20 Kilometer zur eigentlichen Attraktion dieser Gegen, dem Fish River Canyon. Vom Aussichtspunkt blicken wir in eine tiefe Schlucht mit einem wenig gefüllten Fluß ganz unten drin. Gewaltig, ja, aber überwältigt sind wir nicht. Dafür muß man sich vielleicht der geführten 4 Tages Wandertour anschließen und mal runtersteigen. Nichts für uns. Wir laufen am Rand des Canyons entlang, immer wieder schöne Ausblicke, aber außer ein paar Schwalben kein einziges Tier in dieser überaus kargen Landschaft.

 

"The Namibian" blickt auf die politische Lage in Südafrika im Jahr der Nachfolgeentscheidung über Präsident Zuma. Für seinen Kampf gegen die Apartheit hat der Autor lange im Gefängnis gesessen. Heute ist er politischer Analyst und Uniprof: Südafrika ist in einer politischen, wirtschaftlichen und institutionellen Krise. Der ANC betreibt keine Politik mehr. Er verteilt Privilegien. Keiner der Kandidaten für Zumas Nachfolge hat ein Programm vorgelegt, wie das Schicksal der Ärmsten geändert werden könnte. Patronage Politik geht nahtlos in Korruption über. Die Delegierten auf Parteitagen wählen nur Kandidaten, die klar sagen, was sie dem einzelnen Delegierten materiell zu bieten haben. Ausgerechnet jene schwarzen Politiker, die sich schamlos an staatlichen Ressourcen bedient haben, greifen jetzt das weiße Monopolkapital an. In lokalen Wahlen ist der ANC schon abgestraft worden. Jetzt hilft nur eine breite Allianz aller Kräfte, die ein gemeinsames Interesse an einer saubren Regierung haben: Geschäftswelt, Glaubensgemeinschaften, alle Organisationen der Zivilgesellschaft. Diese Überlegungen, eine ganze Zeitungsseite lang, erscheinen nicht in einer südafrikanischen, sondern in einer namibischen Zeitung... 

Ai Ais Quelle, Dienstag 14. Februar 2017

 

Vom Canyon Roadhouse sind es 70 Kilometer bis zur 60 Grad warmen, schwefelhaltigen Heilquelle von Ai Ais. Ai Ais liegt wie tot da, den meisten potentiellen Besuchern sind die Lufttemperaturen in diesen Monaten zu hoch. Ab April ist das Heilbad nahezu ausgebucht. Wir freuen uns auf eine Erfrischung im großen mit Heilwasser gefüllten Schwimmbad draußen. Das ist auch die ganze Nacht über geöffnet, da können wir den Sternenhimmel über uns bestaunen. Kalle hatte uns den Tipp gegeben. Aber: die Umwälzpumpe ist vor ein paar Tagen kaputt gegangen, im Schwimmbad steht nur eine Restpfütze, am Boden viel Sand. Wo wir auch fragen, Informationen gibt es nicht. Nicht über das Heilwasser, nicht über die Qualität des Wassers im Indoor Pool. Der hatte Badewannentemperatur, aber kein Heilwasser. Wasserhähne lose, Damentoiletten verdreckt, Badehandtücher schmuddelig, ein staatliches Bad von seiner häßlichen Seite.

 

Heute ist Valentinstag, das ist eine große Sache im südlichen Afrika. Im Canyon Roadhouse lag an jedem Frühstücksteller ein Herz mit zwei Pralinen. In unserem Chalet in Ai Ais waren Tische, Wände und Betten mit Herzen dekoriert, über dem Doppelbett noch eine bunt blinkende Girlande.

 

Das w-lan im Roadhouse war schon äußerst schwach, hier haben wir gar kein w-lan. Da brauchen wir dringend Trost: Für Ruth eine Fußmassage, für mich eine Rücken-/Nacken-/Kopfmassage. Von einer überaus kräftigen schwarzen Lady, die ihr Metier hervorragend versteht! Nach dem Abendessen steige ich im Innenhof unseres Chalets in den Whirlpool und bestaune den afrikanischen Sternenhimmel über mir. So bekomme ich doch noch so etwas wie das von Kalle erinnerte Vergnügen, ein kleiner Trost.      

Springbock, Mittwoch 15. Februar 2017

 

Zur Abreise in Ai Ais erleben wir tolle Lichtverhältnisse da unten im Canyon des Fishrivers. Die Sonne beleuchtet eine Hälfte der steilen felsigen Abhänge, die andere Hälfte liegt noch im Dunkel. Man kommt sich da unten recht klein vor. Beim Grenzübertritt zurück nach Südafrika zunächst die Ausreiseformalitäten in Namibia, Niemandsland, dann die Einreiseformalitäten nach Südafrika. Die Zollbeamten als letzte Kontrollinstanz entdecken ein Bündel Feuerholz auf unserer Ladefläche. Das geht gar nicht, da könnten Larven drin sein, zurück, muss desinfiziert werden. Dazu haben wir keine Lust, ich stelle dem Zollbeamten das Paket an den Straßenrand, er nimmt die Gabe für die Desinfektionskollegen an. Wir haben alles Verständnis: Die Maisernte in Südafrika ist seit Jahren sehr dezimiert, weil in der Regenzeit viel weniger Regen runterkommt, als normal. In diesem Jahr ist wohl über Reisimporte ein Wurm eingeschleppt worden, der weiter Mais vernichtet. Da liegen die Nerven blank.

 

Springbock erleben wir als sympathische kleine Stadt. Wir bleiben im Mountain View oberhalb der Stadt. Gute Gegend, schön angelegt, großes Zimmer, nette Vermieterin. Wir stellen bei uns beiden eine große Gelassenheit fest. Wir fühlen uns eins mit dem Lebensrythmuss  hier. Bloß nicht aufregen, alles schön, für alle Probleme gibt es irgendeine Lösung.

 

Ruth wünschte sich mehr Abwechslung in den Speisekarten. Aber die gewisse Eintönigkeit hat auch ihre Vorteile, man wird davon abgehalten, übermäßig zu essen. Heute gibt's mal wieder Lamm Koteletts, ich nehme Hammelcurry.  

Baustellen halten einen auf, sie sind ein Ärgernis. Erfreulich, wenn sie so gut gesichert sind. Ein Mensch am Anfang der einspurigen Verkehrsführung, ein anderer Mensch am Ende, dazwischen zwei Kilometer Baumaßnahmen. Da warten wir gerne, bis wir an der Reihe sind und das Stopp Schild in ein Go Schild gedreht wird. Wir geben ordentlich Gas, der hinter uns auch. In der Ferne zwei wartende große LKW. Dachte ich. Dann wurden die schnell größer, kamen uns entgegen. Regelwidrig. Ob sie wohl ausweichen würden? Wir haben auf den Test verzichtet, sind in die Bremsen gegangen, haben uns in den Baustellenbereich begeben und die größeren vorbeigelassen.

Sehr gut an seine Umgebung angepasst! Kaum zu bemerken.

Gaogab Nature Reserve in der Nähe von Springbock. Landschaftlich schön, Ruth auf Fährtensuche, erfolglos, mit Sukkulentengarten, aber ohne, daß wir Tiere gesehen hätten. Ausnahme: eine Schildkröte kam auf uns zu, wir sind stehen geblieben und haben die nackten Zehen in unseren Sandalen still gehalten, wollten mal sehen, was passiert. Schildkröte entscheidet sich für Ruths Zehen, schnüffelt, beäugt und zwackt. Später lesen wir, daß Schildkröten Knochen abnagen und Eierschalen fressen, um so Kalzium für ihren Panzer aufzunehmen. Ich habe nachgesehen, Ruths Zehen sind noch vollständig, gerade mal noch gutgegangen.  

Springbock, Donnerstag 16. Februar 2017

 

Um das Blütenmeer in dieser Gegend zu erleben, muß man Mitte Juli bis Mitte Oktober kommen. Aber nur, wenn es im April, Mai ordentlich geregnet hat. Nun gut, das lockt uns nicht so sehr, da haben wir's auch zu Hause warm.

 

In der Stadt treffen wir wieder auf zwei sehr große, mit Folie abgeklebte Limousinen mit Münchener Kennzeichen. Die den Hitzemonat Februar für Testfahrten nutzen.

 

Der Tourismus in Namibia hat sich letztes Jahr toll entwickelt, bei Reiseführern und Reisebussen wurden Kapazitätsgrenzen erreicht. Auch die Vorbuchungen für 2017 sehen vielversprechend aus. In den europäischen Sommermonaten wird der Individualtourist nicht mehr überall unterkommen. Wir sind im Januar, Februar froh, daß wir ohne Vorbuchungen Unterkünfte gefunden haben und somit maximale Freiheit für die Reiseroute hatten.

Augrabies Falls National Park, Freitag 17. Februar 2017

 

Auf den 350 Kilometern schnurgerader Strecke in den Nationalpark treffen wir wieder auf getarnte BMW Testwagen. Ein klarer Indikator: jetzt wird es sehr warm. Bei Ankunft sind es 40 Grad, wir sind erschlagen und brauchen erst einmal eine Stunde Ruhe zur Anpassung.

 

Auf der Herfahrt haben wir Station in Pofadder gemacht. Armseliges Nest, nicht der Rede wert, aber: im Vorbeifahren entdecken wir einen großen Platz voll mit Figuren aus Eisenblech. Da schlagen sofort zwei Herzen höher, wir halten an, schauen uns um und hoffen, am Ende in Johannesburg alles im Gepäck verstauen zu können. Das Thema bleibt bis zum letzten Tage spannend. Aber wir konnten einfach nicht widerstehen.

 

Die Selbstversorger Chalets sind erst vor kurzer Zeit renoviert worden, sie machen einen guten Eindruck, Dächer drinnen holzverkleidet, hier bleiben wir gerne.

 

Gegen Abend gehen wir über die schön angelegten Stege über die Felsen zu fünf Aussichtspunkten hoch über der Schlucht und dem Wasserfall. Sieht schon beeindruckend aus, zusammen mit dem Donnern der Wassermassen, die da permanent runterstürzen. Aber bei weitem nicht die Wassermassen, die auf den Hochglanzfotos zu sehen sind. Dazu hat es in dieser Regenzeit einfach zu wenig geregnet. Erst nach 21.00 Uhr gehen die Temperaturen von 40 Grad ganz langsam etwas zurück. Zwischen den Felsen spielen überall Dassies, schwanzlose Bergkaninchen, unwahrscheinlich süß anzusehen. Die Dassies gucken uns mindestens so neugierig an wie wir sie, ein lustiges Schauspiel.

 

Wir grillen vor dem Haus Burenbratwurst im Kringel und freuen uns über aufkommenden Wind. Die Luft drinnen ist aber immer noch so stickig, daß die Klimaanlage auch im Schlaf laufen muß, auf kühle 27 Grad.

Kommentare: 2
  • #2

    Robert (Freitag, 07 April 2017 15:34)

    Hallo Ruth und Günther,
    danke für die Postkarte, die habe ich erst Heute erhalten.
    Wenn ihr sie am 18.1 abgeschickt habt, war sie wohl trotz Luftpost 80 Tage unterwegs!
    Die Marmorhänge in Pomona sehen beeindruckend aus, ihr macht ja auch echt tolle Fotos.
    Mit lieben Grüßen
    Robert

  • #1

    Ralf M (Dienstag, 21 Februar 2017 23:11)

    Habe es wieder geschafft die schönen Berichte zu lesen; jedenfalls mal als Schnellinfo. Da wünscht man sich sofort wieder hin. Super Sache. Noch viele schöne Erlebnisse.

Augrabies Falls National Park, Sonnabend 18. Februar 2017

 

Als ich aus der Dusche komme zeigt mir Ruth Affen auf unserer Terrasse und mahnt zur Vorsicht. Ich bitte sie, sich umzudrehen, da sitzt bereits ein Affe drinnen auf der Arbeitsplatte der Küchenzeile.  Ruth verscheucht ihn, er bleibt aber oben auf der Eingangstür sitzen, dreht sich um und macht aggressive Gesten, springt Ruth immer wieder an. Erst als Ruth die in der Nähe stehende Grillkohletüte greift und bedrohlich schwingt, gibt er auf. Gut, dass ich mit einer Großwildjägerin reise, Judo hätte vielleicht doch nicht geholfen, Affenabwehr haben wir noch nicht trainiert.(Und mein mutiger Ehemann ist mir natürlich auch nicht zur Hilfe geeilt!) 

 

Wir fahren Teile des 91 Kilometer Rundweges im Park ab. Die Aussichtspunkte sind sehr schön gelegen, tolle Blicke in die Schlucht, mal auf ruhiges, mal auf tosendes Wasser. Aber angesichts der langen Trockenheit tost da so viel nun auch wieder nicht. An einem Wasserloch beobachten wir eine einzelne Giraffe und sind ganz stolz, wenigstens ein größeres Tier ganz nahe gehabt zu haben.

 

An einer Gärtnerei kaufen wir einen ganz kleinen Köcherbaum mit Zertifikat für die Ausfuhr. Mal sehen, ob wir das Teil in Deutschland durchbekommen, frostfest sind die Köcherbäume.

 

Im ganz kleinen Ort Augrabies, direkt am Ende der Welt, finden wir einen ATM und einen Laden. Gelegenheit, Gemüse für unseren Grillabend zu kaufen und 2.000 Rand abzuheben. Vorher waren ein paar schwarze Arbeiter eine ganze Zeit am Geldautomaten gewesen, die Quittung hing noch im Gerät, 20 Rand, so 1,50 €. Geld für das Wochenende. Da werden auf einen Schlag die Gegensätze erfahrbar.

 

 

Zum ersten Bild: "Was guckst du????"

 

 

Kuruman, Sonntag 19. Februar 2017

 

Wir fahren vier Stunden nach Kuruman, mitten in eine Bergbaugegend, dem größten Eisenerzvorkommen der Welt. Vorbei an geordneten Siedlungen der Bergbauarbeiter, dazwischen auf der grünen Wiese große Shopping Malls. Hier wird offensichtlich gut verdient. Die letzten 100 Kilometer führen durch Wolkenbrüche und Gewitter. Von 40 Grad auf 20 Grad. Kuruman sieht erwartet häßlich aus, umsomehr bei diesem unbeständigen Wetter und der Kälte (!). Die angeblich einzigen zwei passablen Restaurants am Ort haben am Sonntagabend geschlossen, also bleibt nur noch Spurs Steakhouse, auch gut. Größer können die Kontraste kaum sein, wenigstens fühlen wir uns in dem kleinen Kuruman Inn wohl.

Kuruman, Montag 20. Februar 2017

 

Wir hatten die ganze Nacht über Dauerregen. Bis so gegen 9.00 Uhr. Und wärmer als 20 Grad wird's auch nicht mehr. Wir sind die einzigen Weißen beim Rundgang durch die von Pfützen übersähen Straßen in Kuruman. Ich kaufe die "The Daily Sun". Ob deren Bericht über Höschen mit wulstigen Schamlippenpolstern sich wohl postfaktisch als fake News herausstellen wird? Beim Gang durch Kuruman wird uns Hilfe angeboten: Handzettel von Maama Joona, traditional Herbalist healer; Dr. Tiddo, international Psychic; Mike Ezra, international Psychic. Das Behandlungsspektrum reicht von finanziellen Problemen, Arbeitslosigkeit bis zu Penisvergrößerung und Hüftvergrößerung. Ja, Hüftvergrößerung! Gleich auch mit Bildern. Hier muß die Kiste ausladend sein, rund und straff. Je mehr desto besser, und das ganz wird dann in hautenge Jeans gesteckt, sollen alle sehen und bewundern.

Durch den Regen gab unser Auto etwas "merkwürdige Geräusche" ab. Drei hilfsbereite Männer an einer Tankstelle beruhigten uns, alles nicht so schlimm, kommt von der Feuchtigkeit im Motor. Was für ein Glück!

Bild Nr.6 ist Günther`s Lieblingsfoto, vor lauter Aufregung hat er es verkehrt herum aufgenommen Hi, hi, hi!!!

Lichtenburg, Dienstag 21. Februar 2017

 

Wir fahren durch ebene, saftig grüne Landschaft, 3,5 Stunden nach Lichtenburg. Durch wolkenbruchartigen Regen, an Unfällen vorbei, viel Polizei. Überflutete Straßenabschnitte zwingen öfter zur Langsamfahrt. Lichtenburg macht einen vernachlässigten Eindruck mit großen Gegensätzen: ein paar Stadtteile am Rande sind sehr gepflegt, da steigen wir im Scotts Manor ab. Ausladen, Durchatmen, Superabendessen im Ocean Basket, einem Franchiseunternehmen von hervorragender Qualität. Immer wieder Regenschauer, in den Pausen laufen wir hin und zurück, vor Einbruch der Dunkelheit so gegen 20.00 Uhr kein Problem.

Braucht es dazu einen Kommentar?

 Lichtenburg, Mittwoch 22. Februar 2017

 

Das war eine kalte Nacht. Wir wachen bei 18 Grad und bedecktem Himmel auf. Fühlt sich an wie Training für die Rückreise. Die Zeitungen berichten von vielen Unfällen. Das regnerische Wetter soll noch bis zum Wochenende anhalten. Mit einem Male bekommt das ganze nördliche Südafrika den Regen, der so lange sehnlich herbeigewünscht wurde.

 

Das Scotts Manor ist nicht nur äußerlich, sondern auch innen sehr schön gelungen. Da macht das Frühstück Spaß, wenn auch die Option Continental breakfast für Ruth fehlt (Ich kann einfach keine Eier oder Speck mehr sehen und riechen....gelobt sei das "typische, gesunde deutsche Frühstück".. das dazu..(Schwarzbrot, Mortadella, Salami, Früchte, Leberwurst. griechischer Joghurt......) Jetzt endlich mal laufen! In die Stadt. Da ist heute Streik im öffentlichen Dienst. Keine Touristeninformation, kein Museum, viele Menschen auf der Straße und bei einer Kundgebung in der Stadthalle. Die Aufzuchtstation für gefährdete Wildtiere wurde vor einem Jahr geschlossen. Damit sind die Attraktionen durch. Also Zeit zum Lesen, Ausspannen, schreiben.

Ich, Ruth, mag das Manor House überhaupt nicht. Der exakte englische Stil entspricht nicht meinem Geschmack von Ästhetik! Und dann noch überall diese blöden gurrenden Tauben...., übertriebene Höflichkeit der Mitarbeiterinnen, aber Frühstücksqualität lässt zu wünschen übrig! Heute morgen habe ich mir ein gebratenes, lauwarmes Würstchen und lauwarmen Frühstücksspeck "gegönnt". Dafür aber super dekorierter Tisch. Man kann nicht alles haben. Und niemand  scheint zu verstehen, warum ich keine gebratenen Eier haben möchte!!! 

In Wirklichkeit sehen wir viiiieeel schöner aus! Die Bildbearbeitung hat leider nicht geklappt.

Und jetzt die super Neuigkeit!

Ich habe meinen Fotoapparat nicht zuhause im Flur vergessen!!!! Seit Wochen schleppe ich ihn tief vergraben in einer größeren Tasche mit mir rum! Also, deshalb jetzt (siehe oben) ein Selfie mit genau dieser Kamera. Günther und ich haben vermeintlich alles auf dieses blöde Ding hin untersucht. Wer weiß, vielleicht ist sie heimlich hinterher geflogen.......

egal, jetzt habe ich zwei Fotoapparate! 

Lichtenburg, Donnerstag 23. Februar 2017

 

Wir wachen bei 17 Grad auf. Haben allerdings trotz offenem Fenster bei zwei Wolldecken gut geschlafen. Frühstück heute mal ganz ohne Eier, was ganz Neues. Wir laufen drei Stunden durch gepflegte Villenviertel und ungepflegte Stadt. Der Streik im öffentlichen Dienst geht weiter, überall sitzen Arbeiter in ihrer Arbeitsbekleidung herum.

 

Gestern hat der Finanzminister dem Parlament das Budget für das nächste Haushaltsjahr erläutert. Geht hier nach englischer Tradition von April bis März. Wachstum soll steigen, das Staatsdefizit fallen. Einkommensteuer und Dividendensteuer werden erhöht. Die Altersrente wird leicht auf rund 120 € erhöht. Die Beschäftigung Schwarzer in öffentlichen Betrieben wird gefördert, die Teilprivatisierung des Stromsektors geht weiter, kleine Farmer werden gefördert. Die Zeitungen und die Wirtschaft zeigen sich zufrieden. Vor allem mit dem Aufruf, dass Arbeiter, Unternehmer und die Regierung besser zusammenarbeiten müssen, damit die lahmende Wirtschaft endlich wieder Fahrt aufnimmt.  Gerüchte, dass Zuma den Finanzminister abberufen will, werden dementiert. Vielleicht will Zuma mehr Konfrontation zwischen Arbeit und Kapital, das würde von den Defiziten innerhalb des ANC ablenken.

 

Ein anderer Artikel zitiert eine englische Studie, wonach gestreßte Frauen mehr essen, gestreßte Männer mehr Sex/Pornographie konsumieren. Neben bewußtem Essen, Bewegung, Meditation wird dann auch erwähnt, Saffran sei eine alte Medizin, die stimmungsaufhellend und stressabbauend wirke.Was die Zeitungslektüre an einem kalten regnerischen Tag in Afrika doch alles für Erkenntnisse bringt.

 

In der Stadt habe ich mich auch gleich noch einmal mit billtong versorgt.   

Lichtenburg, Freitag 24. Februar 2017

 

Die ganze Nacht bis 7.00 Uhr ergiebiger Regen. Nach zwei Jahren ohne Regen in der Regenzeit. Jetzt atmet das ganze Land auf. Das ist der Regen, auf den alle so lange vergeblich gewartet hatten. Schon ist dieses Jahr von der Landwirtschaft als einem Wachstumsmotor die Rede. Da bedarf es dann keiner Apelle und Förderprogramme der Regierung mehr, die Natur regelt alles von selbst - ist man versucht zu denken. Da hält es das Land auch aus, dass Zuma wiederholt seine Finanzminister willkürlich feuert.

 

Am Frühstückstisch zwei Mädels und ein Junge, so um die 40. Mädels im Business Dress und mit high Heels. Alle eifrig mit dem Handy am Gange, vor sich Unterlagen und Kugelschreiber. Viele Telefonate. Ich glaube, das nennt man Zivilisation. Sie hat uns wieder.

 

Wenn ich die Nationen so miteinander vergleiche, so fällt mir auf: Die Südafrikaner tolerieren die Misswirtschaft und Korruption eines ANC. Die Amerikaner haben Trump zur Macht verholfen. Die Niederländer entscheiden sich vielleicht für Wilders. Die Franzosen vielleicht für Le Pen. Fazit: die Massen wünschen sich Polarisierung und werden die Folge, zunehmende Gewalt, aushalten müssen. Da hatte doch Ortega y Gasset schon vor 100 Jahren eine Vorstellung von der Dummheit der Massen detailliert dargelegt. Erst wenn die Polarisierung genügend Schaden angerichtet hat, besteht eine Chance zur Besinnung.

 

Weiterer Regen bleibt heute aus, die Temperaturen steigen. 1,5 Stunden vor Johannesburg bekommen wir einen Tipp: Mittagessen im Black Horse. Machen wir, ein toller Platz, gutes Essen, freundliche Menschen.

 

Die Rückgabe unseres Autos geht reibungslos. Wir sind 6.200 Kilometer gefahren, die uns gar nicht so weit vorkamen, und haben 830 Liter Superbenzin verbraucht. Wir sind weder bedroht noch bestohlen worden, Magen und Darm hatten keine Probleme. Bei Unsicherheiten war immer jemand mit Rat und Tat da, wir haben viel Hilfsbereitschaft genossen, egal ob von Schwarz oder Weiß.  

 

Jetzt freuen wir uns auf den Rückflug und auf "zu Hause".    

Das "Black Horse" und das dazu gehörende Grundstück. Lädt zu einem kleinen Spaziergang ein.

Und jetzt folgen noch ein paar Fotos  von Johannesburg, die ich während der Fahrt aufgenommen habe.  

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Und zum Schluss : Wir verabschieden uns von unserem Auto, das uns sicher durch Südafrika und Namibia gefahren hat!

(Keine Ahnung, warum Günther so grimmig auf dem Foto guckt!)